Trägt der Feldberg bald Glatze?

Ferienfraktion der Oberurseler CDU im Stadtwald

Am Montag, den 20.07.2020 besuchten die Stadtverordneten der CDU sowie viele interessierte Bürgerinnen und Bürger im Rahmen der Ferienfraktion den Oberurseler Stadtwald an der Hohemark.
Unter der Führung von Luis Kriszeleit, Forstingenieur und Wildtierbiologe, gewannen die Abgeordneten Eindrücke von der aktuellen Situation der Fichtenbestände des Waldes: Die Bäume, die durch Trockenheit und Hitze in den vergangenen Jahren geschwächt sind, werden akut von Borkenkäfern befallen, sodass sie gefällt werden müssen.

Die Situation ist dabei sogar noch kritischer als der erste Eindruck erahnen lässt. „Im Prinzip müssen wir uns, wenn es weiterhin so trocken und warm bleibt, darauf einstellen, dass die Fichte unterhalb von 600 Höhenmetern in Deutschland verschwinden wird. Gesunde Nadelbäume können sich gegen Borkenkäfer wie den heimischen Buchdrucker sehr wohl wehren, aber unter den aktuellen Bedingungen kann diese Baumart künftig nicht mehr überleben,“ stellte Kriszeleit fest. Da Nadelbäume im Allgemeinen und die Fichte im Besonderen den Großteil des Nutzwaldes darstellen, hat dies natürlich schwerwiegende wirtschaftliche Konsequenzen. „Früher hatte man pro Festmeter einen Gewinn von etwa 50 Euro, heute sind wir zufrieden, wenn wir kostendeckend arbeiten können, einfach weil überall betroffene Bäume in Massen gefällt werden,“ so der Experte. Im Laufe des Rundganges wurden Holzlager unterschiedlicher Qualität aufgesucht und natürlich auch die betroffenen Rindenstücke untersucht. Speziell der besonders aggressive Buchdrucker hinterlässt bei der Nahrungssuche dabei die charakteristischen Linien auf der Unterseite der Borke, welche vielen der interessierten Bürgerinnen und Bürgern schon häufiger aufgefallen waren.
„Leider ist es nicht mehr möglich diese Käfer aufzuhalten, sie haben sich durch die milden Winter und trockenen Sommer schon zu stark vermehrt und sitzen längst auch in den Fichten, die wir noch nicht gefällt haben. Wir haben allerdings den Vorteil, dass der Fichtenbestand im Taunus relativ alt ist, daher kann man jetzt noch halbwegs wirtschaftlich arbeiten und dann von Vorne anfangen, auch wenn das erstmal nicht schön aussieht,“ erklärte der Förster. Speziell das Thema Aufforstung interessierte die Besucherinnen und Besucher natürlich besonders und Kriszeleit nahm sich viel Zeit alle Fragen fachmännisch zu beantworten. „Zunächst muss man einmal feststellen, dass es häufig nicht funktioniert, einfach massenhaft in Anlagen gezüchtete Jungbäume zu pflanzen, da denen sozusagen die heimischen Abwehrkräfte und die Gewöhnung an den Boden fehlt, um sich in diesem schwierigen Klima durchzusetzen. Am besten ist es immer, wenn der rundum bestehende Mischwald sich selbst auf natürliche Weise vermehrt und da sind wir auch in vielen Abschnitten noch gut aufgestellt. Natürlich ist ein Mischwald kommerziell nicht so leicht nutzbar wie die alten Fichtenkulturen, auch weil die Fichte schon nach 50-60 Jahren erntereif ist, die beispielsweise viel robustere Eiche aber erst nach über 100 Jahren! Neben der natürlichen Vermehrung kann es dann sinnvoll sein, wenn an einigen Stellen mit Pflanzungen und Schutzzäunen nachgeholfen wird, denn aufgrund der sehr hohen Wildquote in Hessen, sind Verbisschäden ein großes Problem, weswegen wir uns etwas mehr Freiraum beim Thema Jagd und Pacht wünschen würden.“

Zum Abschluss des Rundgangs gab es die Gelegenheit, einen so genannten „Harvester“ bei der Arbeit zu sehen. Mittels eines hydraulischen Greifarms samt Entastungsfräsen und Kettensägen, arbeitete sich die 650.000 Euro teure Maschine mühelos durch die betroffenen Bäume und erledigte dabei die Arbeit dutzender Holzfäller in einem Bruchteil der Zeit. Aufgrund der besonderen Situation arbeitet ein Team aus zwei Brüdern dabei praktisch Tag und Nacht im Taunus, um die Vermehrung der Käfer zumindest zu verlangsamen.

Dennoch stellte Kriszeleit klar: „Sehr wahrscheinlich wird der Feldberg in den nächsten Jahren eine kahle Spitze haben, denn je weiter man nach oben vordringt, desto stärker reduziert sich die Anzahl der Baumarten von fünfzehn auf zwei bis drei und das ist dann zu über 90 Prozent Fichte.“

Bei den Bürgerinnen und Bürgern sorgten diese handfesten Eindrücke und offenen Fakten nicht nur für großes Interesse, sondern auch Hilfsbereitschaft, so gab es mehrere Angebote sich bei Aufforstarbeiten zu beteiligen.
Den Stadtverordneten der CDU ist es natürlich ebenfalls wichtig, den Stadtwald als Naherholungsort zu erhalten, gerade in seinem Artenreichtum. Eine Maßnahme hierfür ist etwa eine waldschonende Jagd. Eine Neustrukturierung der Jagdpachten im Oberurseler Stadtwald ist daher in Arbeit.

Luis Kriszeleit (links) erklärt die Einteilung der betroffenen Gebiete

Klein aber gemein: Der Buchdrucker ist schon weit verbreitet

So wird es wohl leider demnächst an vielen Stellen im Stadtwald aussehen

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